Handlung: Depressionszeit in West Virginia: Der psychopathische Wanderprediger Harry Powell reist durch die Lande und tötet Frauen. Er ist jetzt hinter 10000 Dollar her, die er im Haus der Familie des hingerichteten Diebes Ben Harper vermutet, mit dem er im Gefängnis in derselben Zelle saß. Harper war es nach einem Bankraub gelungen, die Beute in der Puppe seiner Tochter Pearl zu verstecken. Er schwört sie und ihren größeren Bruder John auf Stillschweigen ein. Selbst die Mutter weiß nichts von dem versteckten Geld. Harry Powell kommt in den Ort und gewinnt das Vertrauen der Dorfbewohner und der Witwe des Diebes. Schließlich heiratet er sie. Aber er ist nur an dem Geld interessiert. Selbst in der Hochzeitsnacht macht er seiner Frau klar, dass er keinerlei sexuelle Interessen an ihr hat. Als seine Frau dahinterkommt, dass Powell nur an Geld interessiert ist, muss sie sterben. Powell versenkt sie an ein Auto gebunden im Fluss. Nun zwingt er die Kinder zu sagen, wo das Geld ist. Doch im letzten Moment gelingt den Kindern die Flucht in einem kleinen Boot, mit dem sie den Ohio hinuntertreiben. Sie finden Unterschlupf bei Rachel Cooper, einer alleinstehenden alten Frau, die Waisenkinder aufnimmt. Doch Powell findet die Kinder, und als er versucht, ins Haus einzubrechen, schießt Rachel ihn an und ruft die Polizei. Powell wird festgenommen und die Waisenkinder können mit der alten Frau Weihnachten feiern...
Kritik: Der Film entpuppt sich auf den zweiten
Blick als ein Genre-Mix aus Thriller, Gothic Horror und Märchenfilm.
Grandios ist das Spiel von Robert Mitchum als Wanderprediger. Von
einer Sekunde zur anderen wechselt sein Mimenspiel vom friedliebenden
Prediger zum eiskalten Psychopathen. Auf den Fingern seiner linken
Hand sind die Buchstaben HATE tätowiert, auf den Fingern seiner
rechten die Buchstaben LOVE. Ein Motiv, das bis heute in vielen
anderen Filmen zitiert wurde und wird. Ungefähr in der Mitte des
Films ändert sich der Schwerpunkt der Inszenierung, der Film
changiert ins Märchenhafte und erinnert in vielem an Alice im
Wunderland, ohne allerdings Grusel-Atmosphäre einzubüßen. Als die Kinder im Boot den Ohio runtertreiben, wird dies
vom Ufer aus gefilmt. Die Kameraeinstellung zeigt die Kinder im Boot
klein im Hintergrund, im Vordergrund sehen wir ein riesiges
Spinnennetz, später eine Kröte und dann zwei Hasen. Die Kinder erscheinen
optisch geschrumpft und verloren in einer ihnen unbekannten Welt.
Kameramann Stanley Cortez hat den Film in wunderbaren SW-Bildern
aufgenommen, die an den deutschen expressionistischen Film und die
ersten Frankensteinfilme der Universal Studios aus den 30er-Jahen
erinnern. Schon in diesem Film deutet sich die (vorläufige) Ablösung
der übernatürlichen Monster der 30er-Jahre an. Der Mensch ist nun
das Monster. Eine Entwicklung im Horrorfilm, die mit Filmen wie
„Psycho“,
„Peeping Tom“, „Texas Chainsaw Massacre“ etc.
evident wurde. Die Inszenierung der brennende Fackeln tragenden
Dorfbewohner gegen Ende des Film, die den überführten
Wanderprediger lynchen wollen, erinnert stark an ähnliche Aufnahmen
aus „Frankenstein“ (1931) und anderen Gruselfilmen. Beeindruckend
sind die Sequenzen, in denen der Wanderprediger, teilweise singend,
um die Häuser seiner Opfer streift. Wie ein Filmzitat wirkt die
Szene in „Poltergeist 2“, als sich der dämonische alte Mann,
Reverend Kane, dem Haus nähert, in dem sich die kleine Carol Anne
befindet.
„Die Nacht des Jägers“ muss man einfach gesehen haben. Für viele
zählt er zu den besten Filmen aller Zeiten. Die einzige Regiearbeit von Charles Laughton. Eben einzigartig.
Bilder, die im Gedächtnis bleiben:
Spiel und Mimik von Robert Mitchum // der Wanderprediger reitet am
Horizont, nur als Silhouette erkennbar // der Wanderprediger streift um die Häuser seiner Opfer // der Wanderprediger sitzt im
Vorgarten und singt, während die alte Frau mit Gewehr in der Hand im
Haus sitzt und irgendwann in den Gesang des Wanderpredigers einstimmt
// die Bootsfahrt der beiden Kinder mit den übergroßen Tieren im
Vordergrund // die getötete und im Fluss versenkte Mutter der beiden
Kinder, die so fotografiert wurde, dass sie an eine Meerjungfrau
erinnert
Bewertung: (10/10)
Bewertung: (10/10)