Das Labor des Grauens (OT: The
Mutations; AT: The Freakmaker, Großbritannien 1974, Regie: Jack
Cardiff)
Handlung: Professor Nolter (Donald
Pleasence) ist ein Genforscher, der versucht, eine neue Art Mensch zu
schaffen, indem er Pflanzen- und Menschen-DNA kreuzt. Dazu braucht er
natürlich immer wieder mal menschliches Frischfleisch, das ihm sein
verunstalteter Assistent Lynch besorgt. Lynch leitet gleichzeitig eine
Freakshow, in der er unter anderem die Kreaturen der fehlgeschlagenen
Versuche des Professors ausstellt. Als Lynch eines Tages die
Studentin Bridget entführt und dem Professor bringt, machen sich
deren Freunde auf die Suche nach ihr...
Kritik: „Das Labor des Grauens“ rekurriert an vielen Stellen auf Tod „Dracula“ Brownings Film „Freaks“ aus dem Jahr 1932. Und wie in Tod Brownings Film, spielen auch in „Das Labor des Grauens“ tatsächliche Mitglieder einer Sideshow mit. Außerdem gibt es auch viele Anspielungen auf „Frankenstein“-Filme und sogar auf „Augen ohne Gesicht“ („Les Yeux Sans Visage“, 1960) von Georges Franju (Hundeszenen). Die Klasse der Vorlagen und zitierten Filme erreicht „Das Labor des Grauens“ zwar nicht, es handelt sich eindeutig um ein B-Movie, und auf der Skala von trashig bis kultverdächtig ist der Film doch eher in der Trashgegend angesiedelt. Dennoch gelingt es dem Film einigermaßen gut, einen Spannungsbogen aufzubauen. Mit Donald Pleasence als Mad Scientist hat ein Schauspieler die Hauptrolle, der einige Jahre später durch sein Auftreten in „Halloween“ (1978) und den Folgefilmen eindeutig zu einer Ikone im Horrorgenre wurde. Die Rolle von Pleasence sollte ursprünglich Vincent Price spielen, und das sagt schon einiges über den Charakter des Films aus. Denn er hätte auch einer dieser typischen Price-Filme werden können. Doch es gab angeblich Probleme mit dem Agenten von Price, sodass aus der Besetzung nichts wurde.
Der Film beginnt mit einer Vorlesung über Genetik und die Möglichkeiten des
Klonens. Einige Zeitrafferaufnahmen von blühenden Pflanzen und
wachsenden Pilzen sollen die „Wissenschaftlichkeit“ der Handlung
untermauern. Insofern ist „Das Labor des Grauens“ nicht nur ein
Horror-, sondern auch ein Science-Fiction-Film. Und die Aussage des Professors, dass
man in einigen Jahren aus einer einzigen Zelle eines toten
Dinosauriers einen lebenden werde klonen können, wirkte damals sicher noch
fantastischer als heute. Diese Wissenschaftlichkeit ist dann der
Ausgangspunkt einer zwar hanebüchenen, aber relativ spannend
erzählten Geschichte mit einigen guten Darstellern, besonders aus der
Reihe der „Freaks“.
Doch der Film hat noch mehr zu bieten.
Er zeigt uns einige authentische Bilder des Englands Mitte der
Siebziger-Jahre und auch, wie damals oft Filme gemacht wurden.
Nämlich bunt. Man ließ es farblich richtig krachen. So wirkt das
Labor des Professors mit seinen exotischen Pflanzen und den knalligen
Farben wie ein bildgewordener LSD-Trip. Der komplette Gegensatz zu
den düsteren SW-Filmen der Universal-Klassiker. Neben diesem
nostalgischen Charme bietet der Film auch einige gelungene
Kameraeinstellungen, zum Beispiel die subjektive Kamera aus der Sicht
eines im Labor erwachenden Opfers oder ein bisweilen gelungenes
Schattenspiel (Regisseur Jack Cardiff war eigentlich Kameramann und
als solcher auch bekannter). Als Liebhaber älterer Filme bin ich
froh, diese „Perle“ in der Wühlkiste meines Elektromarktes
zufällig gefunden zu haben. Ich kannte den Film bisher nicht,
irgendwie ist er völlig an mir vorbeigegangen. Wer glaubt, sich an den
Anspielungen, einigen trashigen Szenen und der Ästhetik ergötzen
zu können, sollte sich diesen Film durchaus mal anschauen. Ohne
historische Perspektive mag er dem heutigen jüngeren Publikum
eher albern und an vielen Stellen unfreiwillig komisch erscheinen.
Was er manchmal ja auch ist.
Bilder, die im Gedächtnis bleiben:
Kaninchen wird an Pflanze verfüttert // Pflanzenmonster // Freakshow // Pflanzenmonster verspeist Mensch // nacktes Opfer im Labor
Bewertung: (6/10)