The Watermen (OT: The Watermen, USA
2011, Regie: Matt L. Lockhart)
Handlung: Der reiche Erbe Trailor lädt
die Brüder Mike und Bret sowie drei Mädels auf einen Hochsee-Trip
ein. Die sechs Freunde wollen angeln und so richtig abfeiern, doch
dann hat die Jacht einen Motorschaden An Bord funktionieren weder
Elektrik noch Wasserversorgung. Die Luxus-Jacht treibt im Atlantik
vor sich hin, und die Jugendlichen drohen zu verdursten. Dann kommt
die vermeintliche Rettung, ein Fischerboot mit den Watermen an Bord,
Angehörigen eines uralten, abgeschieden lebenden Volkes. Sie
schleppen die Jacht ab und geben den Jugendlichen zu trinken. Doch
das Wasser ist präpariert, die sechs Freunde fallen nacheinander in
Ohnmacht. Der Horror beginnt, denn die Watermen wollen ihren Fang zu
Fischfutter verarbeiten...
Kritik: Der Subtext dieses Films ist
ein wirtschaftlicher, es geht um soziale Ungleichheit, um ehrliche
Arbeit und Schmarotzertum. „Du weißt nicht, was Arbeit ist, du
bist ein Schmarotzer“, sagt dann auch einer der Fischer zu seinem
jugendlichen Opfer. Ähnlich wie in „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974) von
Tobe Hooper, in dem eine Familie von ehemaligen Schlachtern zu
Kannibalen wird, haben wir es in „The Watermen“ gleich mit einem
ganzen Berufsstand zu tun, dem die Lebensgrundlage entzogen zu werden
droht. Zur gleichen Zeit betreiben die Jugendlichen auf ihrer Jacht
das Fischen als Entertainment ohne jeglichen Respekt vor den
Meerestieren. Die Lösung ist jedoch ganz einfach. Aus reichen
Schnöseln kann man wunderbar Fischfutter machen, so lassen sich zwei
Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn die Krabben beißen bei den
rosafarbenen frischen Ködern aus Menschenfleisch besonders
gerne an. Und mit den jungen Damen unter den Opfern kann man sich ja
vor ihrer Filetierung auch noch etwas vergnügen.
Die gesamte Ästhetik des Films wird bestimmt von diesem Gegensatz zwischen Armut und Reichtum.
Die arbeitenden Unterschichten, die Watermen, werden als schmutzige,
vor Öl und Dreck triefende Männer mit langen Bärten gezeigt, die
in einer ebenso schmutzigen Umgebung arbeiten. Die jugendliche Clique
besteht nur aus gut aussehenden jungen Menschen, die männlichen
unter ihnen sehen aus wie im Fitnessstudio gestählt, die weiblichen
wie durch Diät und Silikon in Form gebracht. Und auch der einzige
arbeitende Mensch an Bord, ein alter Steuermann, wirkt in der aseptisch
anmutenden Kulisse auf der Jacht der Jugendlichen eher wie ein
Fremdkörper. Ein Fremdkörper, der sich noch dazu demütigen lassen
muss von den Mädels an Bord, die sich ihrer Wirkung auf alte Männer
durchaus bewusst sind.
Das ist die Ausgangslage des Films, dem
es aber nie wirklich gelingt, das Fahrwasser durchschnittlicher
Genreproduktionen zu verlassen. Subtext, Anspruch und
Figurenzeichnung gehen baden. Die Qualität von Filmen wie „Soylent
Green“ (1973) oder „Delicatessen“ (1991), in denen das
Menschenfleisch ja auch recht eigentümliche Wege geht, erreicht „The
Watermen“ nicht.
In einer harten Anfangssequenz jagen
zwei Fischer ein halbnacktes Mädchen durchs Schilf, spießen es am
Angelhaken auf und schleifen es mit sich. Eine sehr gute,
atmosphärisch gelungene Sequenz, die dem Zuschauer quasi als Köder
hingeworfen wird. Eine Erwartungshaltung wird so geweckt, und das ist
auch wichtig, denn in den folgenden 30 bis 40 Minuten plätschert der
Film eher vor sich hin, und der Zuschauer würde dem Regisseur ohne
diesen Leckerbissen wohl vom Haken gehen. Dann wird allerdings eine
genretypische Schlachtplatte serviert, die manchem Fan ganz gut
munden könnte. Die Qualität der Anfangsszene wird aber nicht mehr
erreicht. Alles in allem ein durchschnittlicher Horrorfilm in
feuchtem Setting mit einigen gelungenen Schauwerten.
Bilder, die im Gedächtnis bleiben:
Opfer wird filetiert // Waterman mit Silikonimplantat // Frau auf
Fließband zum Knochenschredder // Stich ins Bein // junge Frau
flieht vor zwei Fischern
Bewertung: (5,5/10)