Bait – Haie im Supermarkt (OT:
Bait, Australien/Singapur 2012, Regie: Kimble Rendall)
Handlung: Vor einem Jahr verlor der
Rettungsschwimmer Josh seinen besten Freund durch einen Haiangriff
und löste in tiefer Trauer die Verlobung mit dessen Schwester Tina,
weil er sich eine Mitschuld an dem Unglück gab. Nun arbeitet er in
der kleinen australischen Küstenstadt in einem Supermarkt. Genau in
dem Moment, als er dort seine Ex Tina wiedertrifft und zwei Gangster
den Supermarkt überfallen, kommt eine riesige Tsunamiwelle auf den
Küstenort zu. Die Riesenwelle überschwemmt den Supermarkt und das
dazugehörige Parkhaus und spült zwei hungrige Weiße Haie in das
Gebäude...
Kritik: Der deutsche Zusatztitel „Haie im Supermarkt“ klingt gewaltig nach billig gemachten Trash-Granaten à la „Sharktopus“, „Sand Sharks“, „Two Headed Shark Attack“, „Jurassic Shark“ und Co., die zwar auch zum Teil recht unterhaltsam und lustig waren, aber denen es nie wirklich gelang, eine Atmosphäre der Bedrohung aufkommen zu lassen. Hätte ich nicht zufällig den Vorschau-Trailer von „Bait“ gesehen, hätte ich diesen Film wohl links liegen gelassen. Zu viele schlecht gemachte Haischocker gab es in der letzten Zeit. Doch schon die im Trailer gezeigten Ausschnitte gaben Anlass zur Hoffnung, mal wieder einen Haifilm der besseren Art zu sehen. Keine billig gemachten Haimodelle und kein letztendlich nur albern wirkender selbstreferenzieller Humor. Der Film hat meine Hoffnungen nicht enttäuscht. Schon die Ankündigung der Tsunamiwelle wurde gekonnt in Szene gesetzt. Ein sich merkwürdig verhaltender Hund und ohne Rücksicht auf Verluste landeinwärts fliegende Möwen, Krähen und Elstern kündigen das drohende Unheil an, das dann auch nicht lange auf sich warten lässt. Eine riesige Welle überschwemmt den Küstenort und man wähnt sich in einem Katastrophenfilm der besseren Sorte. Das jedoch nur kurz. Schon bald ist der Zuschauer mit einer illustren Gruppe von Menschen im Supermarkt eingeschlossen, und wir befinden uns mitten im Tierhorrorfilm. Die Lage scheint ausweglos, das Wasser droht zu steigen und neben durch die Katastrophe entstellten Leichen schwimmen im Wasser zwei Weiße Haie. Einer im Supermarkt, der andere im Parkhaus. Womit wir schon bei einer Stärke des Films wären. Das Hin-und-her-Schneiden zwischen diesen zwei Orten, an keinem möchte man gerne selber sein, erhöht die Spannung noch mal immens. Neben der Bedrohung durch die Haie gibt es noch zusätzliche Spannungselemente: Erderschütterungen, elektrische Kabel, die dem Wasser bedrohlich nahe kommen, und ein durchdrehender Krimineller. Das alles macht die Lage nicht leichter.
Die große Stärke des Films, und darin
unterscheidet er sich von den meistens Haihorrorfilmen, ist das
Konzept des geschlossenen Raumes, dessen er sich bedient. „Bait“
spielt gleich auf mehreren Ebenen mit klaustrophobischen Ängsten,
was für den Zombiefilm typisch ist, für Haihorrorfilme aber
eher neu. Wir haben es hier im Grunde mit drei geschlossenen Räumen
zu tun, und es besteht keinerlei Hoffnung für die Protagonisten,
dass sich die Haie irgendwann entfernen, aufgeben und sich anderes
Futter suchen, denn sie sind ja mit den Opfern eingeschlossen. Neben
der Supermarkthalle, dem Haupthandlungsort, gibt es noch die
Tiefgarage, und in der Tiefgarage befindet sich unter anderem ein
Auto, in dem ein Pärchen sitzt. Das Auto steht fast bis zum Dach im
Wasser und um es herum schwimmt der Hai, der sich seine Mahlzeit
schon ausgeguckt hat. Die Kameraeinstellungen rund um diese Szenerie gehören für mich zu
den stärksten des Films.
Guten Schauspielern, gelungenen
Kameraeinstellungen und einigen Schockmomenten und überraschenden
Wendungen stehen nur wenige schwächere Passagen gegenüber. Die
finalen Lösungen haben mir nicht ganz so gut gefallen. Und auch, dass aus dramaturgischen
Gründen Haie, sobald sie sich dem Opfer nähern, brüllende oder auf
jeden Fall bedrohlich wirkende Geräusche machen wie manches
Landraubtier, kennt man zwar aus anderen Filmen, ist aber
immer wieder gewöhnungsbedürftig. Kommt ja auch besser, als wenn
nur stumm und leise ein weiterer Mensch als Fischfutter dient.
Insgesamt ist „Bait – Haie im Supermarkt“ ein
überdurchschnittlicher Tierhorrorfilm, unter anderem weil man sich
mit den Schauspielern zum Teil sehr gut identifizieren kann und sich
der Film ernst nimmt und kein weiterer „Scream“ für
Haihorrorfilme sein will. Seit „Der Weiße Hai“, „Deep Blue
Sea“, „Open Water“ und „The Reef“ hat mir kein weiterer
Haifilm so gut gefallen wie „Bait“, der spannend ist und
tolle visuelle Effekte zu bieten hat. Ich habe ihn in der 2D-Version
geschaut, könnte mir aber anhand einiger besonders gelungener Szenen
auch vorstellen, dass er in 3D noch eine Schüppe drauflegt.
Bilder, die im Gedächtnis bleiben:
Leichen im Wasser // Hai umkreist Auto // Hai nähert sich dem
„Käfigtaucher“ // Hai frisst Mann bis zur Hüfte
Bewertung: (7/10)