Montag, 12. August 2013

Insidious



Insidious (OT: Insidious, USA 2010, Regie: James Wan)

Handlung: Der Lehrer Josh Lambert (Patrick Wilson), seine Frau Renai (Rose Byrne) und deren drei Kinder ziehen in ein neues Haus und erfüllen sich so einen lang gehegten Wunschtraum. Eines Tages fällt ihr Sohn Dalton, nach einem Unfall auf dem Dachboden, in ein Koma, das die Ärzte vor ein Rätsel stellt, denn sämtliche Untersuchungen lassen keinen medizinischen Grund für das Koma erkennen. In dem Haus geschehen nun merkwürdige Dinge, es scheint von Dämonen heimgesucht zu werden. Mit einem erneuten Umzug wollen die Lamberts ihren Sohn retten und den bedrohlichen Ereignissen entfliehen. Doch der Terror aus dem Jenseits geht weiter...

Kritik: James Wan, dessen thematisch ähnlich gelagerter Film „The Conjuring – Die Heimsuchung“ gerade im Kino läuft, hat sich 2010 mit „Insidious“ fast schon ein Denkmal gesetzt und gleichzeitig gezeigt, dass er nicht nur das Körperhorror-Genre („Saw“) beherrscht. „Insidious“ bekam vornehmlich positive Kritiken, und das zu Recht. Während kaum eines anderen Geisterfilms habe ich mich bereits in den ersten dreißig bis vierzig Minuten so oft gegruselt und erschreckt wie bei „Insidious“. Dabei bedient sich Wan einer Rezeptur, die nicht gerade neu ist: Eine durchgebrannte Glühbirne, Stimmen aus dem Babyphone, Klopfen an der Tür und unheimliches Kindergekicher sind nur Vorboten der folgenden unheimlichen Ereignisse in dem Haus und rund um die Familie Lamberts. Schockeffekte wechseln sich in der souveränen Inszenierung ab mit unheimlich atmosphärischen Sequenzen, in denen die Kamera zum Beispiel nachts durchs Haus wandert, in dem alle schlafen, quasi auf der Suche nach dem Unheimlichen. Nach und nach dringt das Unheimliche immer tiefer ein in den intimsten Bereich der Familie, die eigenen vier Wände. Die Situation wird zunehmend bedrohlicher. Wenn Daltons kleiner Bruder seinen Eltern sagt, dass er Angst vor Dalton habe, weil dieser nachts umherschleiche, dann geht diese gruselige Beobachtung nicht nur den Eltern unter die Haut, sondern auch dem Zuschauer. In ihrer Ausweglosigkeit wendet sich die Familie an ein Medium und eine Art „Ghostbuster“. Ab dem Zeitpunkt kommt es im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Richtungs- und damit auch Stilwechsel. Der Film bietet in der ersten Hälfte mal subtilen Schauer, mal erschreckenden Horror und erzählt auf wunderbar gruselige Weise den Versuch des Eindringens böser, dämonischer Geister ins Diesseits, wobei noch stark mit Andeutungen und der Erwartungshaltung des Zuschauers gespielt wird. Durch Informationen zweier Frauen, des Mediums und der Oma des Jungen, klärt sich die Geschichte zunehmend auf. Von Astralreisen ist nun die Rede und es offenbart sich eine Familiengeschichte, eine Geschichte besonderer Fähigkeiten, die Vater und Sohn gemein haben. Und ganz nebenbei klärt sich, warum der Vater eine starke Abneigung dagegen hat, sich fotografieren zu lassen. Er ist nun aufgerufen, ins Jenseits, das Ewigreich zu „reisen“, um seinen Sohn zu retten. „Insidious“ wird in der zweiten Phase des Films zu einer visuellen Geisterbahnfahrt, die Geister und Dämonen werden in längeren Einstellungen präsentiert, die Kamera zeigt das Geisterreich. Die Schwerpunkte der Inszenierung verlagern sich und es findet eine Entgrenzung des Handlungsortes statt. Die Handlung findet nun auch „draußen“ statt, jenseits der Mauern des Hauses. Einige Kritiker werfen dem Film diese Wendung vor, sprechen von Stilbruch, was zwar stimmt, aber sich überhaupt nicht nachteilig auswirkt. Im Gegenteil: Der Film bleibt bis zum überraschenden Ende spannend und gewinnt durch den Perspektiv- und Stilwechsel nur noch an Reiz. Die Kohärenz der Geschichte leidet darunter in keinster Weise. Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte ihn sich unbedingt anschauen. Eine spannende Story, glaubwürdige Schauspieler und eine gekonnte Inszenierung machen „Insidious“ zu einem Horrorfilmerlebnis der besonderen Art. Für mich ist „Insidious“ von den vielen guten Geisterfilmen der letzten Jahre einer der besten. Was vielen schwächeren Vertretern des Genres nicht gelingt, zelebriert „Insidious“ bis zur Perfektion: Er ist wirklich gruselig!

Bilder, die im Gedächtnis bleiben: roter Dämon // Dämonen-Oma // Hand auf Bettlaken // Medium mit Maske // Gestalt im Zimmer // Kind im Schrank

Bewertung: (9/10)