Painless (OT: Insensibles,
Spanien/Frankreich/Portugal 2012, Regie: Juan Carlos Medina)
Handlung: Die Handlung dieses Films
spielt sich auf zwei zeitlichen Ebenen ab. Im Spanien der Gegenwart erleben wir
die Geschichte des Chirurgen David. Nach einem Autounfall, bei dem er
seine hochschwangere Frau verliert, erfährt David, dass er an
Lymphdrüsenkrebs leidet. Er benötigt dringend eine zu hundert
Prozent passende Knochenmarkspende. Also wendet er sich an seine
Eltern und bittet sie um Hilfe. Er erfährt, dass seine Eltern nicht
seine biologischen Eltern sind. Nun macht er sich auf die Suche nach
seinen wahren Eltern. Der zweite Handlungsstrang beginnt Anfang der
30er-Jahre in Spanien und zieht sich über mehrere Jahrzehnte der
Franco-Diktatur hin. Eine Gruppe von Kindern, die kein
Schmerzempfinden haben, wird in einem zu einem Sanatorium
umfunktionierten Zuchthaus interniert. Sie vegetieren in Einzelzellen
vor sich hin, weil sie für sich und andere eine Gefahr darstellen.
Der kleine Junge Benigno ist einer von ihnen. Sein Schicksal ist auf
verheerende Weise mit dem des Arztes David verknüpft...
Kritik: Der Film beginnt mit einer
Szene im Wald. Ein Mädchen steht an einem Feuer. Ihr Unterarm brennt, doch sie verzieht keine Miene. Ein weiteres Mädchen
kommt hinzu, will das faszinierende Spiel auch probieren und
verbrennt. Das erste Mädchen gehört zu einer Handvoll Kindern mit
Gendefekt, die keine Schmerzen spüren können. Dorfgesellschaft und
Kirchenobere beschließen, diese gefährlichen Kinder wegzusperren
und zu isolieren, weil sie eine Gefahr für andere darstellen. Hier deutet sich im Kleinen bereits an,
was sich in den nächsten Jahren in Spanien zutragen wird. Die
Etablierung einer faschistischen Diktatur, die, mit Unterstützung
des Katholizismus und einer intoleranten, verängstigten Gesellschaft
keinerlei abweichendes Verhalten toleriert. Dabei zeigt eine Episode,
dass den Kindern durchaus hätte geholfen werden können. Ein
Spezialist aus Deutschland, ein Jude, hat mit ihnen eine Therapie
angefangen, doch in den Wirren des spanischen Bürgerkriegs ist eine
weitere Behandlung der Kinder nicht mehr möglich. Als Zuschauer
nehmen wir teil am Schicksal von Benigno, der Jahrzehnte in der Zelle
überlebt und sich vom kleinen Jungen durch die gesellschaftlichen
Umstände zu einem wahren Monster entwickelt... Auf der anderen
Erzählebene muss sich der Arzt David bei der Suche nach seinen
biologischen Eltern einer unrühmlichen Familienhistorie stellen.
Sein Weg führt ihn in jenes Zuchthaus, in dem Benigno sein gesamtes
Leben fristete.
Gekonnt führt Juan Carlos Medina die zwei Handlungsstränge zusammen. Medinas Abrechnung mit der unrühmlichen Geschichte Spaniens steht in einer Reihe mit Guillermo del Toros hervorragenden Filmen „The Devil's Backbone“ und „Pan's Labyrinth“. Auch diese beiden Filme sind eine Auseinandersetzung mit der Franco-Diktatur anhand des Schicksals von Kindern und bedienen sich der Stilmittel von Horrorfilm und fantastischem Film. Juan Carlos Medinas Film hätte also auch Guillermo del Toro gut zu Gesicht gestanden, dessen letzter Teil seiner „Spanischen Trilogie“ ja noch aussteht. „Painless“ ist solide erzählt und man will, auf beiden Handlungsebenen, immer wissen, was als Nächstes passiert. Als Zuschauer ahnt man zwar schon sehr bald, welche Richtung „Painless“ einschlagen könnte, aber man verliert dennoch nie das Interesse. Zum Ende hin wird der Film immer fantastischer, einige Fragen und Logiklöcher bleiben. Doch das schadet kaum, übt „Painless“ doch eine dermaßen starke erzählerische Sogwirkung und Faszination aus, dass man sogar über das von viel Pathos getragene Ende hinwegzusehen bereit ist. „Painless“ endet, wie er angefangen hat: mit Feuer. Hier behandelt der Film noch einmal dezidiert in symbolischer Form den Aspekt von Kontinuität (Augen) und Diskontinuität (Tod in den Flammen), von persönlicher und politischer Geschichte.
Wer einen üblichen Horrorfilm sehen will, der einem Schockmomente und Angstlust am Fließband beschert, sollte zu einem anderen Werk greifen. „Painless“ ist ein ruhig erzählter Film mit einer sehr interessanten, düsteren Geschichte und Atmosphäre. Story und Bilder gehen unter die Haut und wirken noch lange nach. Medinas Film ist all denen zu empfehlen, die auch den zwei hier erwähnten Filmen von Guillermo del Toro etwas abgewinnen konnten und für die das Wort Anspruch nichts Abschreckendes hat. Ich bin gespannt, was wir von dem Regisseuer Juan Carlos Medina noch zu erwarten haben. Der Anfang war schon mal grandios.
Gekonnt führt Juan Carlos Medina die zwei Handlungsstränge zusammen. Medinas Abrechnung mit der unrühmlichen Geschichte Spaniens steht in einer Reihe mit Guillermo del Toros hervorragenden Filmen „The Devil's Backbone“ und „Pan's Labyrinth“. Auch diese beiden Filme sind eine Auseinandersetzung mit der Franco-Diktatur anhand des Schicksals von Kindern und bedienen sich der Stilmittel von Horrorfilm und fantastischem Film. Juan Carlos Medinas Film hätte also auch Guillermo del Toro gut zu Gesicht gestanden, dessen letzter Teil seiner „Spanischen Trilogie“ ja noch aussteht. „Painless“ ist solide erzählt und man will, auf beiden Handlungsebenen, immer wissen, was als Nächstes passiert. Als Zuschauer ahnt man zwar schon sehr bald, welche Richtung „Painless“ einschlagen könnte, aber man verliert dennoch nie das Interesse. Zum Ende hin wird der Film immer fantastischer, einige Fragen und Logiklöcher bleiben. Doch das schadet kaum, übt „Painless“ doch eine dermaßen starke erzählerische Sogwirkung und Faszination aus, dass man sogar über das von viel Pathos getragene Ende hinwegzusehen bereit ist. „Painless“ endet, wie er angefangen hat: mit Feuer. Hier behandelt der Film noch einmal dezidiert in symbolischer Form den Aspekt von Kontinuität (Augen) und Diskontinuität (Tod in den Flammen), von persönlicher und politischer Geschichte.
Wer einen üblichen Horrorfilm sehen will, der einem Schockmomente und Angstlust am Fließband beschert, sollte zu einem anderen Werk greifen. „Painless“ ist ein ruhig erzählter Film mit einer sehr interessanten, düsteren Geschichte und Atmosphäre. Story und Bilder gehen unter die Haut und wirken noch lange nach. Medinas Film ist all denen zu empfehlen, die auch den zwei hier erwähnten Filmen von Guillermo del Toro etwas abgewinnen konnten und für die das Wort Anspruch nichts Abschreckendes hat. Ich bin gespannt, was wir von dem Regisseuer Juan Carlos Medina noch zu erwarten haben. Der Anfang war schon mal grandios.
Bilder, die im Gedächtnis bleiben:
der Autounfall // brennende Mädchen // sich selbst verletztende Kinder // einem Welpen
wird von Benigno eine Niere entnommen // Benigno als zorniges Kind //
Benigno als Erwachsener und Greis // das feurige Ende
Bewertung: (8,5/10)